Europameisterschaft der Zimmerer
Vom 11. bis zum 15. Oktober 2016 fand die „HOLZ Basel 2016“ statt. Das ist eine Messe für Tischlerei und Holzbau. Im Rahmen dieser Messe fand auch die Europameisterschaft der Zimmerer statt.
Vorweg: Österreichs Mannschaft belegte in der Nationenwertung den 3. Platz hinter Deutschland und Frankreich. Über Jahre hinweg dominierten die Schweizer diesen Wettbewerb. Doch die Deutschen bildeten ein tolles Betreuerteam welches eine mustergültige Aufbauarbeit leistete und aus dem großen Reservoir an hervorragenden Zimmerleuten schöpfen konnte. Die zwei ersten Plätze der Einzelwertung belegten auch zwei Deutsche, was wohl die heurige Überlegenheit diese Teams unterstreicht. Hier waren die Schweizer mit einem dritten Platz dann doch im Spitzenfeld zu finden. Die Franzosen haben sich ihrer Traditionen besonnen. Schließlich wurde die Kunst der zeichnerischen Ermittlung von im Raum liegenden Hölzern maßgeblich in den Dombauhütten der französischen Gotik entwickelt. Es gab noch einen „Einladungswettbewerb“ der nicht ganz zur Überraschung der Fachleute an die Südtiroler ging. Alle drei vorderen Plätze wurden von der Mannschaft südlich des Brenners eingeheimst.
Die Aufgaben zu diesen Wettbewerben sind äußerst anspruchsvoll. Die Teilnehmer sind allesamt besondere Persönlichkeiten, die sich im weiteren Verlauf ihres Berufslebens zu Führungskräften und Spezialisten entwickeln. Es sind die Fachleute von morgen die maßgeblich an der Entwicklung von Computerprogrammen für den Holzbau mitarbeiten, Betriebe mit höchsten Qualitätsansprüchen führen oder gar einen eigenen Holzbaubetrieb gründen. Ein Besuch und die Beobachtungen beim Wettkampf lassen erahnen welche Fähigkeiten und Emotionen in diesen Menschen stecken. Und diese Emotionen brechen bei der Siegerehrung ungewollt aus. Selbst die Juroren, welche bei diesem Wettbewerb als Experten bezeichnet werden, kennen das Ergebnis im Vorhinein nicht. Ein kompliziertes, aber logisch aufgebautes Bewertungsschema mit verschiedener Gewichtung so mancher Details an den Arbeiten führt letztlich zum Punktesieger.
Die Mitglieder des Holzbau Austria Nationalteams haben sich auch mustergültig und er Führung von Holzbaumeister Karl Pressl vorbereitet. Daß es letztlich nicht zu einem Stockerlplatz in der Einzelwertung reichte heißt nicht, daß die Österreichischen Teilnehmer schlechter als die anderen sind, sondern ist nur Beweis dafür, daß die Leistungsdichte enorm hoch und eng ist, und daß natürlich auch die Tagesverfassung einen Ausschlag gibt. Die Nationalmannschaft hat ihren Trainer Karl Pressl aber dennoch mit einer Bronzemedaille aus seiner Funktion verabschiedet, der nun diese Aufgabe in jüngere Hände gibt.
Aus gut informierten Kreisen war zu hören, daß die Zimmerer Europameisterschaft 2020 wieder in Österreich stattfinden soll und daß sich Klagenfurt mit der Holzmesse als Ausrichtungsort gut eignen würde.
Exkursion der Kärntner Holzbaumeister
Die „Holz Basel“ mit der Zimmerer Europameisterschaft war wohl eine Der Aufhänger für diese Exkursion. Der Weg nach Basel hat aber auch noch einige interessante Stationen, gespickt mit vielen hervorragenden, sehenswerten Holzbauten. Ob dieser Fülle war es besonders schwierig ein gutes Programm zu erstellen, welches auch mit den Auflagen und Ruhezeiten für einen Buschauffeur in Einklang zu bringen ist.
Die Reise nahm in Klagenfurt ihren Ausgang, führte im „Sammelverkehr“ der Exkursionsteilnehmer über Villach, Spittal, Greifenburg, Lienz und dem Felbertauern zum ersten Ziel nach Imst, wo das Agrarzentrum West besucht wurde. Unter der tollen und fachkundigen Führung des Geschäftsführers Ing. Martin Kapeller erfuhr man auch einiges zur Problematik der Tiertransporte und des Viehhandels. Erstaunt waren die Teilenehmer wie professionell diese Bereiche in Imst gehandhabt werden.
In Ludesch besuchten wir das Gemeindezentrum, welches als „Pilotprojekt“ für ökologisches Bauen zur Grundlage des Österreichischen Bauproduktenbuches diente. Von Bertram Bertsch, einem der führenden Baubiologen Österreichs bekamen wir eine aufschlussreiche Einführung in die Baubiologie.
Weiter ging es dann nach Weil am Rhein, dem deutschen Grenzort am rechten Rheinufer, wo man auf engstem Raum über Brücken drei Länder erreicht. Die Schweiz, Frankreich und Deutschland. Das Dreiländereck vermittelt den Eindruck einer pulsierenden Großstadt, in der neben vielen Pharmakonzernen der Handel die Szene beherrscht.
Der Besuch der Messe und der Zimmerer Europameisterschaft standen am zweiten Exkursionstag am Programm, wo tags zuvor der größte „Zimmererklatsch“ mit einem Weltrekord abgehalten wurde. Südlich der Alpen bekommen wir von diesem traditionellen Ritus der Zimmerleute weniger mit. Vor allem in Deutschland, der Schweiz, den Beneluxstaaten und kleinen Teilen Frankreichs werden die Traditionen und die Berufsehre der Zimmerleute mit der Walz (der Handwerkerwanderschaft), der markanten Berufsbekleidung und vieler begleitender Bräuche hochgehalten. Die Messe bot auch einen Einblick in die Professionalität und Exaktheit der sprichwörtlichen Schweizer Handwerkskunst.
Der Nachmittag wurden von den Exkursionsteilnehmern zur individuellen Besichtigung von Basel genutzt. Viele erfolgreiche Architekturbüros sind in Basel angesiedelt und beschäftigen sich natürlich auch mit innovativem Holzbau. So kann man in Basel eine spezielle Exkursion kreieren zu der man die Objekte zu Fuß erreicht. So geschah es auch. Ein mit einer Altholzfassade errichteter Zubau an ein Einfamilienhaus und eine mehrgeschossige Wohnanlage mit in Holzrahmenelementen ausgestatteter Gebäudehülle waren Ziel unserer kleinen Besichtigungstour. Die Altstadt von Basel bietet aber auch noch andere Feinheiten, wie das Rathaus, die Bierhalle „zum Braunen Mutz“ oder eines der berühmten Wahrzeichen von Basel, das Spalentor. Holzbaumeister Erich Dullnig war in jungen Jahren ebenfalls auf Wanderschaft und legte in Basel eine erfolgreiche Periode ein. Er führte mit vielen Erinnerungen gespickt durch die Stadt, bis schließlich die Sonne unterging und der wunderschöne, warme Herbsttag sein Ende nahm.
Auf der Rückfahrt besuchten wir noch das von Architekt Shigeru Ban geplante Tamedia Gebäude in Zürich, an dessen Realisierung mit einem reinen Holztragwerk Hermann Blumer maßgeblich beteiligt war. Leider kann man am Sonntag nur das Foyer betreten. Dennoch gaben die Einblicke eine Vorstellung dieses besonderen Bauwerks.
Nur eine kurze Rast unterbrach dann die Heimfahrt, welche uns chauffiert von Hans-Otto Fröse, der einmal Reifentester bei Conti war, in Rekordzeit nach Klagenfurt zurück führte.
Fazit: die nächste Exkursion soll schon geplant werden.
Hier können Sie alle Fotos der Exkursion downloaden: https://www.dropbox.com/sh/7oehdj5wdys5fh2/AAAp9EJggxP0Nznv7Pax6q_-a?dl=0